Projektidee und Kontext

KREDIT #1-7 geht von zwei Tatsachen aus. Zum einen, dass jeder Mensch in der einen oder anderen Form Kredit – mithin Vertrauen – braucht, um seine verschiedenen Fähigkeiten realisieren zu können. Und zum anderen, dass Zusammenarbeit und Kooperation nicht nur die Erfahrungen jedes einzelnen Teilnehmers bereichern, sondern dass sie als zentrale Prinzipien einer immer stärker vernetzten Gesellschaft eine Neudefinition von Autorenschaft, von persönlichem und gesellschaftlichem Profit, von Vertrauen und damit von Geld provozieren.

Kredit ist ein Menschenrecht.

Diesen Fragen geht KREDIT #1-7 nach. Zugleich ist das Projekt auch ein Versuch, die Bedingungen, unter denen Kunst aus Alltag entsteht, anhand verschiedener sozialer Kontexte und Netzwerke zu untersuchen, indem es das Beziehungsmittel Geld und sein Ermächtigungspotential im Kredit selber zum Kunstprozess erklärt.

Der Fokus liegt dabei auf dem Sichtbarmachen von Unsichtbarem, von etwas, das normalerweise durch den immateriellen und abstrakten Charakter von Geld verborgen bleibt: dass nämlich hinter jeder Transaktion eine Kooperation steckt, eine Begegnung, eine Geschichte, ein sozialer Prozess.

KREDIT #1-7 hinterfragt die Spielregeln von Geld und verweist damit auf die Tatsache, dass die Definition einer Währung die sozialen Prozesse tiefgreifend strukturiert.

Videostills aus: KREDIT #7 // Kettenfilm mit Patricia Caspari // St. Gallen 2012
Was hätte Gallus uns heute zu sagen? // Videostills aus: KREDIT #7 // Kettenfilm mit Patricia Caspari // St. Gallen 2012

Jeder Kettenfilm kann nur aus der temporären Beziehung mehrerer Teilnehmer heraus entstehen, deren einzelne Anteile am gesamten Arbeitsergebnis sich nachträglich auch nicht mehr genau aufschlüsseln lassen. Das Projekt produziert so real einen wirtschaftlichen Mehrwert (wenn auch immaterieller Natur), fragt zugleich nach den ökonomischen Bedingungen für Kunst und problematisiert den Begriff der singulären Autorenschaft.

KREDIT #1-7 geht auf die Beschäftigung des Künstlers mit alternativen Finanzierungsstrategien für Kunst zurück. Dahinter stehen Texte über komplementäre Geldformen und Währungssysteme wie z.B. von dem ehemaligen belgischen Nationalbanker Bernard Lietaer oder von dem Denker und Sozialforscher Wilhelm Schmundt.

Mehr über die Entstehungsgeschichte und die Ursprungsidee des Projekts findet sich hier. Außerdem schreibt Sylwia Lysko in ihrem Textbeitrag über den kunstgeschichtlichen Kontext und ein paar Hintergrundaspekte von KREDIT #1-7 hier.